Alles oder nichts:
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Diabolik basiert auf dem seit 1962 erscheinenden, gleichnamigen
italienischen Kultcomic von Angela und Luciana Giussani und kann zugelcih
auch als eine kommerziell geschickte Antwort auf den
Erfolg der britischen James Bond-Filme und André Hunebells
von 1964-65 entstandene Fantomas-Trilogie betrachtet werden.
Der Film bescherte Mario Bava das größte Budget seiner Karriere:
Produzent Dino DeLaurentiis stellte für dieses Projekt runde 3
Millionen Dollar zur Verfügung. Für Bava, der bescheidene
Etats gewöhnt war, die selten über 100.000 Dollar lagen, war
dies wahrscheinlich eine Summe, die sich der Vorstellungskraft entzog.
Er verbrauchte für die Fertigstellung des Films gerade einmal 400.000
Dollar - fast alle der beeindruckenden Sets, so z. B. der im wunderschönsten
Sixties-Popart-Futurismus entworfene unterirdische Stützpunkt Diaboliks,
wurden tricktechnisch (mit Hilfe von Miniaturmodellen, Spiegeln, gemalten
Hintergrundbildern etc.) gestaltet und auch auf kostspielige Auslandsdrehs
wurde verzichtet. Bava, der es haßte Italien zu verlassen und
am liebsten im Studio arbeitete, hatte es überhaupt nicht nötig
on location zu drehen; er gestaltete sich die erforderlichen
Welten einfach selbst. Diaboliks aus Jaguar E-Types bestehender Fuhrpark
dürfte zu den teuersten Requisiten in diesem Film gehört haben.
Diabolik zeichnet sich durch einen ausgesprochen eleganten Look
aus und die (stellenweise an Roger Vadims Barbarella erinnernden)
futuristischen Kulissen in der unterirdischen Höhle sind in puncto
Design und Tricktechnik eine Meisterleistung. Kongenial untermalt wird
das Ganze durch Ennio Morricones brillanten Psychedelic Pop-Soundtrack,
dessen Mastertapes leider nach den Dreharbeiten bei einem Lagerhausbrand
komplett vernichtet wurden und der dadurch nie veröffentlicht werden
konnte (die einzige Ausnahme bildet die italienische Singleversion des
Titelsongs Deep Down, die auf der CD Canto Morricone Vol.
1 zu finden ist).
Mit Diabolik gelang Mario Bava ein quintessentielles Stück
Sixties-Popart-Kino, ein grandioses Relikt einer Ära, die sich
zwar niemals mehr zurückholen läßt, deren Einflüsse
aber auch heute noch spürbar sind. Die den Film prägendenden
Popart-Stilmittel - exzessive Weitwinkelaufnahmen, ungewöhnliche
Kameraperspektiven und eine immens farbenfrohe Ausleuchtung - waren
dem Regisseur ohnehin nicht fremd; man könnte fast meinen, daß
er sie miterfunden hätte.
Diabolik-Darsteller John Philip Law (der u. a. auch in Barbarella
und in Roger Cormans Von Richthofen and Brown mitwirkte) erscheint
als eine perfekte Entsprechung der Comicfigur. Für die Rolle Evas
war ursprünglich Catherine Deneuve vorgesehen, die jedoch einen
Rückzieher machte, weil sie keine Nacktszenen drehen wollte (dies
mutet seltsam an, betrachtet man diese recht dezent in Szene gesetzten
Sequenzen in Diabolik). So wurde schließlich die gebürtige
Österreicherin Marisa Mell für diesen Part engagiert, eine
ehemalige Absolventin des Max Reinhard-Seminars in Wien, die im Verlauf
der 70er Jahre in zahlreichen italienischen Genreproduktionen (so z.
B. in Lucio Fulcis Gialloklassiker Una sull'altra) mitwirkte.
Mit von der Partie sind außerdem der Charakterdarsteller Michel
Piccoli (er spielte u. a. auch unter der Regie von Hitchcock, Godard
und Bunuel) als Inspektor Genco, Adolfo Celi in einer auf ihn zugeschnittenen
Paraderolle als Gangsterboß Valmont und der britische Komiker
Terry-Thomas als entnervter Innenminister.
Ein immenses Tempo und eine - durch Diabolik und Eva verkörperte
- unbändige Lebenslust durchzieht diesen Film. Der Zeitgeist der
späten Sixties läßt sich hier überdeutlich spüren
und so erscheint Bavas Diabolik fast wie der Comic Strip-Geist einer
neuen Generation - er ist ein Individualist und Anarchist, der für
das Leben an sich und nicht für die imaginären Werte des konservativen
Establishments lebt. Das Geld, das er raubt, ist für ihn einfach
nur Mittel zum Zweck (so läßt er die anfangs geraubten Millionen
über das Bett regnen, in dem er sich mit Eva vergnügt), ebenso
wie die Smaragdhalskette, die er nur stiehlt, um seiner Geliebten einen
Wunsch zu erfüllen - in einer Welt die von Bürokraten, Militaristen
und Krämerseelen regiert wird, erscheint das hedonistische Traumpaar
Diabolik und Eva als die eigentlichen Sympathieträger.
Dino DeLaurentiis war von Diabolik und dessen Erfolg so beeindruckt,
daß er Bava anbot mit dem verbliebenen Rest des Budgets eine Fortsetzung
zu drehen. Doch Mario Bava, der von dem aufgeblähten Bürokratieapparat
dieser Produktionsstudios und der damit verbundenen zeitlichen Verzögerungen
ohnehin schon entnervt war, lehnte dankend ab: "DeLaurentiis
bestand darauf, daß nicht ein einziger Tropfen Blut in diesem
Film vergossen werden dürfte - können Sie sich das bei einer
Figur wie Diabolik vorstellen? Ich teilte ihm mit, daß Diabolik
außerstande war sich zu bewegen, daß er an einer andauernden
Behinderung litt, daß er tot war!"
Daten zum Film:
DIABOLIK
(weitere Titel: GEFAHR: DIABOLIK, DANGER: DIABOLIK)
Italien/Frankreich 1967, Farbe
Regie: Mario Bava
Buch: Mario Bava, Dino Maiuri und Tudor Gates (nach dem Comic von Angela und Luciana
Guissani)
Kamera: Mario Bava
Kameraführung: Antonio Rinaldi
Musik: Ennio Morricone
Schnitt: Romana Fortini
Darsteller: John Philip Law (Diabolik), Marisa Mell (Eva), Michel Piccoli (Inspektor
Genco), Adolfo Celi (Ralph Valmont), Terry-Thomas (Finanzminister), Claudio Gora
(Kommissar)
Externe Links:
B-Movies: Sehr schönes
Bildmaterial + Inhaltsangabe
Filmtagebuch:
Filmkritik
The
Mario Bava Web Page: English review by Troy Howarth
uppers.org:
Thrilling fumetti of the 1960s - Italian Comics Part I Danger: Diabolik
Diabolik Italia - Sito Ufficiale
(offizielle ital. Diabolik-Comic-Website)
Trailer:
YouTube
Videoclips:
YouTube:
Diabolik Chase Scene
YouTube:
Lorry Scene
YouTube:
Under Water Scene
YouTube:
Tiromancino - "Amore impossibile" (Videoclip im DIABOLIK-Design von
Lamberto Bava)
Tiromancino.com:
"Amore impossibile" (Videoclip-Download, Quicktime 9,2 MB)
Tiromancino.com:
"Amore impossibile" (Videoclip-Download, Quicktime 3,3 MB)
Veröffentlichungen:
DVD:
- DANGER: DIABOLIK, Paramount (USA)
- DIABOLIK, Bootleg (UK)
VHS:
- DANGER: DIABIOLIK, Paramount (USA)