Von Schuld und Sühne:
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I coltelli del vendicatore (zu deutsch: Die Messer des Rächers)
war Mario Bavas zweiter - sein dritter, zählt man seine inoffizielle
Regiearbeit bei Giacomo Gentilomos L'ultimo dei Vikinghi mit
- Exkurs in mittelalterliche Wikingergefilde. Hauptdarsteller Cameron
Mitchell erinnerte sich 1994 in einem Interview (in Video Watchdog
No. 25), daß der Film ursprünglich von einem anderen Regisseur
gedreht werden sollte (der Filmhistoriker Tim Lucas vermutet hier den
Westernspezialisten Primo Zeglio). Einige Szenen wurden auch schon fertiggestellt,
als den Produzenten das Geld ausging und die Dreharbeiten vorerst abgebrochen
werden mußten. Als die finanziellen Probleme gelöst waren,
wurde das Projekt Bava übertragen, der aller Wahrscheinlichkeit
nach das bereits existente Material verwarf und den Film von Anfang
an komplett neu drehte.
I coltelli... wurde ursprünglich als Remake von George Stevens'
1951 entstandenem Western Shane geplant. Sieht man einmal von
der mittelalterlichen Kulisse ab, versprüht der Film tatsächlich
ein gewisses "Wildwest-Flair": Marcello Giombinis mitreißende
Musik, die einfallsreichen Bildarrangements und der einzelgängerische
Antiheld Rurik lassen durchaus an Sergio Leones epische Italowestern
denken.
Doch nicht nur das macht I coltelli... zu einer ungewöhnlichen
Ausnahmeerscheinung unter den Historienabenteuern. Obwohl hier in erster
Linie eine actiongeladene Abenteuergeschichte erzählt wird, geraten
die Kämpfe vor dem menschlichen Aspekt der Story in den Hintergrund
und werden zu einem zwar gut choreographierten, doch letztendlich nebensächlichem
Beiwerk. In oftmals einfallsreich arrangierten Bildern läßt
Bava in diese Melange aus Wikingerspektakel und Italowestern die Stimmung
einer elegischen Tragödie einfließen; es sind die absolut
lebendigen, naturalistisch gezeichneten Charaktere, die die Handlung
dominieren. Cameron Mitchells Darstellung des in sich zerrissenen Rurik
ist überzeugend und zugleich anrührend: Von Schuldgefühlen
geplagt, versucht er seine unverzeihlichen Verbrechen an Karin und ihrer
Familie wiedergutzumachen. Doch er weiß genau, daß er die
Qualen der Erinnerung und den Abscheu vor sich selbst dadurch niemals
loswerden kann und daß in Karins Welt kein Platz für ihn
ist. Im Finale des Films - er hat Moki aus der Gewalt Hagens gerettet
und den Schurken getötet - überläßt er die wiedervereinte
Familie ihrem Glück und reitet in bester Westerntradition in den
Sonnenaufgang. Ob er jedoch jemals seinen Frieden finden wird, bleibt
ungewiß.
Daten zum Film:
I COLTELLI DEL VENDICATORE
(weitere Titel: RURIK, EINE HANDVOLL BLANKER MESSER, KNIVES OF THE AVENGER, VIKING
MASSACRE)
Italien 1966, Farbe
Regie: Mario Bava (als John Hold)
Buch: Mario Bava, Alberto Liberati, Giorgio Simonelli
Kamera: Mario Bava
Kameraführung: Antonio Rinaldi
Musik: Marcello Giombini
Schnitt: Otello Colangelli
Darsteller: Cameron Mitchell (Rurik/Helmut), Elisa Pichelli (Karin), Fausto Tozzi
(Hagen), Giacomo Rossi-Stuart (König Harald), Luciano Polletini (Moki)
Externe Links:
The
Mario Bava Web Page: English review by Troy Howarth
Veröffentlichungen:
DVD:
- KNIVES OF THE AVENGER, Image Entertainment (USA)
- EINE HANDVOLL BLANKER MESSER, e-m-s (Deutschland)
VHS:
- RURIK, Tyrus Video (Deutschland), nicht mehr erhältlich - diese Fassung
ist gekürzt!